Es scheint so, als würden die „alten Nazis“ wieder so langsam aus der Versenkung hochkommen.
Wie kann es sein, dass ein solcher, schon in jungen Jahren verblendeter Jugendlicher, der mit Hitlergruß ins Klassenzimmer geht, Hitlerreden im „Originalton“ schwingt und seinen Judenhass öffentlich zur Schau stellt, im Erwachsenenalter immer noch nicht ausgegrenzt ist.
Er wusste genau – und das schon seit über 30 Jahren -, dass das kein Ruhmesblatt seiner Karriere werden würde. Dann, im Jahr 2008, als seine Partei Einzug in den Bayerischen Landtag hielt, schickte er eine befreundete „Freie-Wähler-Politikerin“, die aus seiner Heimatstadt Ergoldsbach stammende Parteifreundin Jutta Widmann, in geheimem Auftrag zu seinem damaligen Lehrer, um zu erkunden, wie es um sein bisheriges Geheimnis über den Fund des Flugblattes bestellt sei und ihn davon abzuhalten, die Wahrheit in die Welt „hinauszuposaunen“.
Also wusste Aiwanger ganz genau, was dort für eine „Zeitbombe“ liegt, die seine Karriere sofort hätte beenden können.
Dem damaligen Lehrer, der sein „Pamphlet“ ehemals für eine, wenn auch ungeheuerliche, aber doch eben eine Jugendsünde gehalten hatte, die Rede Aiwangers in Erding hörte, kamen ihm dann doch große Bedenken, dass es sich vielleicht auch damals schon nicht um eine Jugendsünde gehandelt haben könnte.
Und so kam jetzt die ganze Geschichte ans Licht !
Seine heutigen Bierzeltreden klingen immer noch nach seiner seinerzeitigen – und höchstwahrscheinlich auch heutigen – Gesinnung. Und was machen die Bayern, die im Bierzelt sitzen? Sie applaudieren ihm, grölen vor Vergnügen, stärken ihn in seinen Ansichten. Sind dabei sehr viele „Neonazis“ oder doch eher „ewige Nazis“?
Bayern ist anders. „In Bayern gehen die Uhren anders“, sagt man und trifft damit des „Pudels Kern“. Bayern ist traditionsbewusst und war es immer. „Heimatverbunden“ nennen sie das. Man könnte es auch anders nennen.
Nicht nur Hitlers Privathaus (Kehlsteinhaus) auf dem Obersalzberg über dem Königssee wurde geduldet, sondern man widersprach auch nicht den Enteignungen ihrer Häuser und Anwesen (die 57 Bergbauern gehörten) auf diesem Berg, in die dann die Elite der NSDAP einzog. Der ganze Hügel war in „Nazihand“.
Mir wird schlecht, wenn ich den Erfolg und die Unterstützung für diesen Aiwanger sehe und davon lese, wie er gefeiert wird. Mir wird schlecht, wenn ich daran denke, wie viele Nazis immer noch und nicht nur in Bayern „hocken“. Deutschland geht einen schlimmen Weg. Die „braune Suppe“ scheint wieder hochzukochen und wird offensichtlich nicht gestoppt.
Die Schreier dieser Welt scheinen wieder am Hebel zu sitzen und die Dummen dieser Welt laufen denen hinterher, die am lautesten brüllen.
Ich bin Gott-sei-Dank weit weg – erlebe alles aus der Ferne. Und ich muss sagen: Auch das ist mir noch zu nah. Weil ich Deutschland trotz allem liebe, es ist mein Heimatland, in dem der größte Teil meiner Familie noch immer lebt, wobei sich auch das so nach und nach gerade wieder ändert.
Sie kommen zu mir hierher – in ein Leben, wo es sich definitiv noch zu leben lohnt. Allerdings sehe ich mit Schmerzen zu, wie meine Ursprungsheimat langsam, aber sicher, ihrem Untergang entgegengeht.